Anticraving Substanzen sind Entwöhnungsmittel und Opiatblocker, werden also insbesondere beim Alkohol- und Heroinentzug eingesetzt.
Bekannte Substanzen aus diesem Bereich sind Clonidin, Naltrexon, Naloxon und Clomethiazol.
Clonidin beeinflußt den körperlichen Opiatentzug maßgeblich im positiven Sinne, daraus resultiert häufig eine deutlich gesteigerte Motivation bei der Entzugstherapie. Dies ist
darauf zurückzuführen, dass insbesondere die Muskelkrämpfe und Schmerzen deutlich vermindert auftreten und dem Patienten damit viel Angst vor dem Entzug genommen wird.
Allerdings wirkt die Substanz nur wenig auf den Opiathunger, auch depressive Verstimmungen werden hierdurch nicht genommen, dasselbe gilt für die sehr oft auftretenden Schlafstörungen. Wer eine
Entgiftung mit Clonidin vornimmt, sollte deshalb unbedingt intensiv psychisch betreut werden. Nach bistherigen Kenntnisstand ist Clonidin nicht selbst suchterzeugend, allerdings ist dennoch mit
Absetzsyndromen zu rechnen. Als Nebenwirkungen von Clonidin werden häufig Sedierungen, Benommenheit und Mundtrockenheit beschrieben. Ein bekanntes Medikament (rezeptpflichtig) ist
Paracefan (i.v. 0,15 mg / -0,75 mg Injektionslösung).
Naltrexon ist eine Substanz, die zur Unterstützung ehemals Opiat-Abhängiger eingesetzt wird, um die langfristige Abstinenz zu sichern. Naltrexon wirkt nicht euphorisierend und hat kein Mißbrauchspotential, ist stellt etwa kein Heroin-Substitut wie Methadon dar, vielmehr handelt es sich um einen Langzeitopioidantagonist. Diese Substanz kann nur erfolgreich angewendet werden, wenn der Patient eine sehr hohe Eigenmotivation aufweist und keinerlei Optiate mehr zu sich nehmen will. Sofern dennoch während der Behandlung mit Naltrexon etwa Heroin gespritzt wird, so wird dies keine Wirkung entfalten, weil durch das Naltrexon die Opiodrezeptoren blockiert sind. Wird diese Substanz einer akut opiatabhängigen Person verabreicht, wird das Opioid z.B. des Heroins durch das Naltrexon von den Rezeptoren verdrängt mit der Folge schwerer Entzugserscheinungen. Deshalb ist es unbedingt anzuraten, eine Behandlung mit Naltrexon erst dann zu verabreichen, wenn der körperliche Opiatentzug vollständig abgeschlossen ist.
Der (uns) bekannte Mental Health Coordinator und Hobby-Mediziner Falko Dammbruch weist in diesem Kontext noch mal kurz darauf hin, dass es besser ist, erst gar nicht richtig abhängig zu werden. "Ist nicht gut, nix als Ärger!" - so sein O-Ton in einer eilig einberufenen Joint-Venture e.V. Fragestunde zu diesem Thema.
Zur Behandlung von Alkolholdelirien und der Behandlung von Unruhezuständen wird seit Mitte der 50er Jahre eine Substanz namens Clomethiazol eingesetzt. Diese findet sich in der Apotheke in Kapselform unter dem Namen "Distraneurin (R)" wieder. Die Kapseln sind verschreibungspflichtig nach dem AMVV.
Bereits wenige Jahre nach der Erstzulassung dieses Medikaments fiel auf, dass dieses bei Dauergebrauch zu recht ausgeprägten körperlichen und psychsischen Abhängigkeitserscheinung nebst den dazu gehörigen Entzugserscheinungen kommt, die nur schwer zu überwinden sind. Mit anderen Worten: Es droht bei der Behandlung mit Clomethiazol schnell die Gefahr einer Suchtverlagerung auf das Medikament, das ja eigentlich die Sucht (wenn auch nach einem anderen Stoff, idR. Alkohol) verhindern sollte. In der Regel wird diese Substanz deshalb nicht im Rahmen einer ambulanten Behandlung eingesetzt. Die Pharmaindustrie ersetzt Sucht gerne durch Sucht, so scheint es. Anders läßt sich die Frage nicht beantworten, warum dieses Medikament trotz dieser Nebenwirkungen nach 50 Jahren noch immer erhältlich ist. Paradoxe Welt.