Ein Mandant aus Sachsen ist bei einer Fahrt unter Wirkung von THC erwischt worden.
Das ist Tagesgeschäft und bringt mich nicht mehr zum Staunen. Was mich aber in der Tat noch aufhorchen lässt, ist der umfangreiche Fragenkatalog, mit dem man sich und seinen Dealer straf- und fahrerlaubnisrechtlich ans Messer liefern soll.
Meine Favoriten:
"Seit wann sind Sie abhängig?"
(Es wird also nicht mal mehr gefragt, ob man abhängig ist. Ist das jetzt mal eine Billigfangfrage? Ob da in 1000 Jahren mal jemand drauf antwortet?)
"Haben Suie (sic!) sich an eine Drogenberatung gewandt?"
"Welche größere Menge haben Sie auf einmal bezogen (warum)?"
"Besteht noch Kontakt zu den Eltern oder Verwandten?"
"Wie wird Ihr Drogenkonsum finanziert?"
Die Antwort auf alle diese Fragen sollte eisiges Schweigen sein.
Das ist besser als zu sagen, dass man seit dem circa 10., 11. oder 12. Lebensjahr Cracksüchtig ist, die Drogenberatung einem Hausverbot wegen asozialen Verhaltens (aufgrund frühkindlichen Milieuschadens) erteilt hat, man ab und zu mal 5 KG Kokain oder Schore aus Bremen besorgt ("günstige Gelegenheiten, schnelles Geld, geile Ware da"), die Eltern und Verwandten sogar leugnen, dass Sie überhaupt existieren ("wir haben Geburtsurkunde dieses Bastards löschen lassen! / Kenn ich nicht, wer soll das sein?") und dass der exzessive Drogenkonsum aus einer Mischkalkulation finanziert wird ("Drogendeals, paar Stuten schaffen in der Helenenstraße und im Hafen an und ab und zu bin ich auch für einen schnöden Banküberfall zu haben - notfalls auch mal ne Tanke wenn OCB´s und Rip´s alle sind - wieso fragen Sie?").
Solche Fragebögen sieht man gelegentlich mal. Nehmen Sie das nicht ernst. Es ist immer besser, wenn Sie gar nichts sagen. Sie müssen und sollen das nicht.
Ganz einfach zu merken: Auf polizeiliche Fragen besser gar nichts sagen. Und auf eher dreiste Fragen wie die hier erst Recht nicht.
Amüsant aber das, was zwischen den Zeilen steht:
"Sie altes Kifferschwein, seit wann hängen Sie an der Nadel, sind von der Familie verstoßen und wie finanzieren Sie sich dieses Junkieleben - raus mit der Sprache!?!?"
Kaum zu glauben, dass das irgendwo in Deutschland noch klappt, sich so die Infos zu ziehen. Hier in Bremen sind dafür schon die Grundschüler zu hartgesotten, aber das ist ein anderes Thema...
Kommentar schreiben
Bierchen (Freitag, 09 April 2021 13:53)
Das ist in etwa so, als würde man jemand, der ein Bier in der Hand hält, fragen, seit wann er denn schon Alkoholiker ist. Als wenn dieses Land zur Zeit keine anderen Sorgen hätte.
Seb (Dienstag, 24 August 2021 12:55)
Dieses dreckige "hochachtungsvoll" ist auch unverschämt ohne Ende. Selbst im eisigsten Briefkontakt verbleibt man "mit freundlichen Grüßen" . Aber die wollen den Leuten wohl mit aller Macht zeigen, was Sie von ihnen halten.
Rechtsanwalt Schüller (Montag, 23 Mai 2022 07:18)
Mich wundert offenbar gar nichts mehr. Hochachtungsvoll. Ehrlichkeit ist in dem Geschäft leider ziemlich selten.
Harald (Donnerstag, 08 September 2022 16:44)
Also dieses Schreiben und Ihre Gedanken dazu sind bestes Entertainment wenn es nicht so traurig wäre. Ich denke es wird erst richtig spassig wenn Cannabis legalisiert ist, sowohl Polizei scheinen dermaßen überfordert mit dem Thema zu sein, dass es die Legalisierung sicherlich nicht besser (im Bezug auf FeV) sondern nur anders macht. Ist denn mittlerweile bekannt inwieweit die FeV angepasst wird was Grenzwerte angeht (aktiv und passiv).
Rechtsanwalt Schüller (Freitag, 09 September 2022 08:49)
Cannabis wird nicht legalisiert. Das war eine Lüge der Grünen, um Wähler zu ködern. Die Legalisierung wird erst verschoben ("schwierige Sachfragen, alles will genau abgewogen werden, Vor- und Nachteile" etc pp), um sie dann wie fast alle wichtigen Themen im Sande verlaufen zu lassen. Richtig gewollt war sie nie, bloßer Fake. Abgesehen davon halte ich niemanden in der derzeitigen Regierung dazu ausreichend befähigt, die paar nicht komplizierten Fragen zu klären. Die Politik gestaltet nicht mehr positiv, zu einfach gestrickt die Leute. Es kann nur noch verboten werden. Das Cannabis wird nicht dieses Jahr, nicht 2023 und auch nicht 2024 legalisiert werden.
Es wird überhaupt nicht legalisiert werden, jedenfalls gehe ich davon stark aus. Nur warme Worte: Außer Spesen nichts gewesen. Jeden Tag werden wegen par ng / ml THC im Blut Existenzen vernichtet, Leute werden wegen 50 Gramm Gras mit Freiheitsstrafen belegt. Wäre das nicht gewollt, wäre es nicht so. Die Grünen, die FDP, die SPD: Keine Chance auf Legalisierung mit dieser Truppe. Lauterbachs Ressort ist das. Und der hat nur ein Thema. Und das ist nicht Gras.
Hier wird in den nächsten Jahren nichts angepasst, kein Grenzwert, kein BtMG, kein gar nichts. Die Politiker können nicht aktiv gestalten, nur verbieten. So einfach ist das.
Wenn ich mich täusche, kommen Sie auf mich zurück und ich spende 1000,00 Euro für einen guten Zweck Ihrer Wahl und oder baue bei Legalsierung des Cannabis Anbaus ein paar Pflanzen Ihrer Wahl für Sie an.
Das Land ist gerade im freien Fall. Da hilft die ganze Schönrednerei und die ganzen ideologischen Grabenkämpfe nichts. Es fehlt einfach an Know How: Wie gestalte ich aktiv Politik - ohne Verbote?
Es werden sehr massive wirtschaftlichen Probleme auf dieses Land zukommen und zwar sehr zeitnah mit massiven gesellschaftlichen Verwerfungen. Der Traum ist vorbei.
Die Themen sind nicht mehr Legalisierung und woke und Gender. Das haben viele nur noch nicht verstanden. Es geht jetzt ans Eingemachte.
Um es mit Rio zu sagen:
Zauberland ist abgebrannt
Und brennt noch irgendwo
Zauberland ist abgebrannt
Und brennt noch lichterloh
Zauberland ist abgebrannt
Und brennt noch irgendwo
Der richtige Zeitpunkt für die Legalisierung ist verpasst. Schon seit 20 Jahren.
Alles andere bloße Lippenbekenntnisse und Wahllügen.
Die Ressorts sind lobbyistisch unterwandert. Das gilt auch und gerade für das Gesundheitsressort.
Nichts wird sich ändern. Bleiben werden Lügen und Inaussichtstellen.